Deutsche Pünktlichkeit nennt man das, wenn die HPI Schul-Cloud augenblicklich montags um 8 Uhr versagt. Wir wollen den Vogel hängen sehen!
Eigentlich wundert es niemanden mehr, dass sich die HPI-Cloud am laufenden Band selbst aufhängt. Wäre ich eine Cloud, dann hätte ich inzwischen tatsächlich auch keine Lust mehr auf mich selbst und könnte kaum noch guten Gewissens in den Spiegel gucken – vor allem am Montag um 8 Uhr morgens.
Da ist wohl etwas schief gelaufen!
Verschlafen vor dem Bildschirm sitzend, guckt einen dann ein Papagei an, der bei genauerem Hinsehen entweder zwei Bleistifte sehr ungünstig hält oder sich ernsthaft verletzt hat. „Da ist wohl etwas schief gelaufen!“ Zu oft schon antwortete ich voller Wut: „Bei dir ist wohl auch etwas schief gelaufen, Larry.“ Ja, der Papagei heißt tatsächlich Larry. Außenstehende würden einen direkt als Psychopathen abstempeln, säße man erstens nicht in seinen eigenen vier Wänden und würde diesen lächerlichen Nervenzusammenbruch zweitens nicht wöchentlich seit einem Monat durchmachen. Das Gefühl, bestellt und nicht abgeholt zu sein, zieht sich irgendwie durch den gesamten Montagvormittag.
Während einige Schüler*innen völlig genervt, inzwischen auch einigermaßen wach, vor dem Bildschirm sitzen und die Seite in regelmäßigen Abständen neu laden, weil sie in einer Stunde ihre Aufgabe von letzter Woche abgeben müssen, deren PDF sie noch nicht einmal heruntergeladen haben, schwelgen andere in vorsichtigem Optimismus. „Solange die Plattform down ist, benutzen wir die Ausrede, dass wir nichts von den neuen Aufgaben gehört haben.“ Wo der*die Schüler*in Recht hat, hat er*sie Recht. Blöd nur, dass Larry sich nach 2 weiteren Minuten aus dem Schichtdienst verabschiedete und uns die Cloud in ihrem ganzen Glanze wieder zur Verfügung stand. Der Phönix wird fortan jede Woche zwischen 10 und 12 Uhr aus der Asche auferstehen.
Alle Systeme funktionieren!
Das Hasso-Plattner-Institut selbst kann diese Zusammenbrüche – im wahrsten Sinne des Wortes – übrigens nicht teilen. Während im Serverraum alles abstürzt und die Computer niederbrennen, gibt der*die zuständige Mitarbeiter*in eine Etage weiter oben seine*ihre alltägliche Wasserstandsmeldung ab und freut sich über den warmen Fußboden: „Alle Systeme funktionieren.“ Ich gehe davon aus, dass da bei eurer internen Kommunikation eventuell etwas schief gelaufen ist – aber Larry kann das sicherlich besser beurteilen.
Katzenfratzen…
Glück im Unglück dagegen ist, dass man diese Phase – die gut und gerne auch mal ein paar Stunden andauern kann – nicht alleine durchleben muss. Physisch schon, schul.cloud sei jedoch Dank. In verschiedensten Chats kann man sich mit seinen Lehrer*innen austauschen, sich über die tote Cloud lustig machen oder halt Katzenfratzen bewundern. Wie man auf die Idee kommt, Katzengesichter als automatisch generierte Profilbilder zu nutzen? Man munkelt in vielen Kreisen, aber man weiß es nicht. Trotzdem Glückwunsch an den*die Mitarbeiter*in des Monats bei schul.cloud, der*die auf diese, ja seriöse, Idee gekommen ist.
Vor allem Lehrer*innen, die ihren Unterricht fest geplant hatten, wirken irgendwie aufgeschmissen. Während sich die einen am Montagmorgen mit Galgenhumor helfen, sehen es andere ganz sachlich und nüchtern. „Kurz gesagt: Die Bayern sind schuld.“
Und wöchentlich grüßt das Murmeltier.
Und die Moral der Geschicht: Lernfähigkeit gibt es beim Hasso-Plattner-Institut nicht? Nein, so zynisch möchte ich dann doch nicht wirken – schließlich kriege ich es nicht einmal hin, mein Mikrofon in einer Videokonferenz auszuschalten. Nach dem dritten Zusammenbruch der Cloud, man könnte fast schon von deutscher Pünktlichkeit sprechen, werde ich aber das Gefühl nicht los, dass man im HPI nicht ganz vorbereitet auf die Massen von Schüler*innen ist, die am Montagmorgen aus ihren Gehegen freigelassen werden und sich gierig auf die neuen Aufgaben stürzen. Wie ein Kind, das immer wieder auf die zu heiße Herdplatte fasst, so wirkt die Cloud an schlechten Tagen. Nun gut, wir halten durch.
Ganz ähnlich wie Simon erging es unserer Redakteurin Amelie auch schon im ersten Lockdown. In ihrer Kolumne schilderte sie ihre Erfahrungen im Lockdown.