Im August wurde der russische Oppositionspolitiker Alexej Nawalny vergiftet – was folgt einem kurzen medialen Aufschrei?
Im August 2020 wurde Alexej Nawalny, ein russischer Oppositionspolitiker und Kritiker Wladimir Putins, mit dem Nervenkampfstoff Nowitschok vergiftet und im Koma nach dem Bestreben seiner Familie in die Berliner Charité verlegt.
Nach 32 Tagen Behandlung und anschließender, weiterer Betreuung kehrte Nawalny am 17. Januar aus Berlin nach Moskau zurück und wurde am Flughafen sogleich festgenommen, als er russischen Boden betrat. Die Europäische Union und die USA verurteilten die Verhaftung und forderten eine sofortige Freilassung des Oppositionspolitikers.
Proteste in Russland – gibt es Hoffnung?
Am 23. Januar gab es zahlreiche Proteste in vielen russischen Städten. Tausende gingen auf die Straßen, um Gerechtigkeit für Nawalny einzufordern. In ganz Russland wurden fast viertausend Demonstrant*innen festgenommen. Viele wurden durch Polizeigewalt verletzt. Alleine in Moskau wurden mehr als eintausend Protestierende inhaftiert.
Die Menschen wollen Veränderungen, aber die russische Regierung, inklusive Wladimir Putin, steht dem im Wege. Putin wird alles eingehen, um an der Macht zu bleiben – ganz egal ob es eine Vergiftung, Gewalt gegen Demonstrant*innen oder Kriege in den Nachbarländern fordert.
Wenn sich die Proteste über einen längeren Zeitraum ziehen, werden die Menschen schnell die Kräfte verlieren. Das war der Fall in Belarus und wird wahrscheinlich auch in Russland so sein. Der Fakt, dass die Protestierenden mit der Verhaftung Nawalnys einen Anführer verloren haben und eine langfristige Strategie fehlt, trägt zu dieser Entwicklung bei.
Demonstration in Berlin
Auch in Berlin gab es eine Demonstration. Rund dreitausend Demonstrant*innen gingen in einem Marsch vom Bundeskanzleramt bis zur russischen Botschaft. Alle Protestierenden trugen eine Maske, es stellte sich jedoch als schwierig heraus, konstant einen Mindestabstand von 1,5 Metern einzuhalten. Während der Demonstration wurden Slogans wie „Putin – Dieb“, „Russland ohne Putin“, „Freiheit für Alexej Nawalny“ und „Freedom for all political prisoners” gerufen.
Menschen, die gekommen sind, glauben an eine positive Veränderung in Russland und wollten mit der Demonstration ihre Unterstützung gegenüber Nawalny und Protestierenden in Russland ausdrücken. Die meisten haben über die sozialen Medien von der Demonstration erfahren und sahen es als eine Art Pflicht zu kommen.
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