„Menschen lesen”, so heißt das 2010 veröffentlichte Buch von Joe Navarro, dessen Aufgabe es fünfundzwanzig Jahre lang für das FBI war, Spione oder potenzielle Täter an ihrer Körpersprache zu entlarven.
„Menschen lesen”, so heißt das 2010 veröffentlichte Buch von Joe Navarro, dessen Aufgabe es fünfundzwanzig Jahre lang für das FBI war, Spione oder potenzielle Täter an ihrer Körpersprache zu entlarven. Auf knapp 300 Seiten beschreibt er seine damalige Arbeitssituation und Methoden, die er anwendete sowie einige Tipps, mit denen auch Leser*innen in Ansätzen versuchen können, ihre Mitmenschen zu „lesen”.
Ein Mix aus Fakten und Geschichten
Auf den ersten Seiten des Buches wird man an das Thema der Körpersprache herangeführt. Man lernt, dass Wissenschaftler den Begriff der nonverbalen Kommunikation benutzen, um unsere nicht sprachlichen Ausdrücke von Gefühlen zu beschreiben. Die Körpersprache sei nach Navarro nur ein kleiner Teil des gigantischen Themenkomplexes der nonverbalen Ausdrucksweise.
In den folgenden Kapiteln geht der ehemalige FBI-Agent dann ins Detail und erklärt dem*der Leser*in, inwiefern jeder Körperteil des Menschen eine wichtige Rolle bei der Entschlüsselung von Informationen spielt. Was mich als Leser und Uninformierten sehr überrascht hat, war die immense Wichtigkeit der Füße. Navarro gibt an, anhand der Beobachtung von ihnen schon so einige Täter überführt zu haben. An dieser Stelle findet auch ein realer Fall Platz im Buch. Indem der Agent einerseits die Stellung der Füße in Richtung Tür und andererseits ihr hektisches Auf- und Abtippen bei einem Verhör identifizieren und einordnen konnte, wusste er, dass der Angeklagte sichtlich nervös war und konnte ihn kurze Zeit später zu einem Tatgeständnis bewegen. Im Verlauf des Buches stellt Navarro viele weitere markante Merkmale der nonverbalen Sprache dar, unter anderem für Unwohlsein, aber auch bei Heiter- und Fröhlichkeit.
Besonders aufschlussreich fand ich persönlich die Geschichte hinter dem Autor selbst. Joe Navarro kam als acht-jähriger kubanischer Flüchtling mit seinen Eltern in die Vereinigten Staaten und schloss dort auch seine Schulbildung ab. Er arbeitete 25 Jahre für das FBI, zuerst als Agent und später als Agent*innenführer in den Bereichen der Gegenspionage und der Verhaltensbeurteilung. Zusätzlich war Navarro Mitgründer des FBI-Programms für Verhaltensanalyse. Seit einigen Jahren schon hat er sich nun vom FBI getrennt und hält seitdem Vorträge an Universitäten über das menschliche Verhalten. Außerdem veröffentlichte er auch einige Bücher, um sein großes angesammeltes Wissen weiterzugeben. In diesem Rahmen ist im Jahr 2010 auch das Buch „Menschen lesen” erschienen.
Einer der Besten seines Faches
Ich persönlich finde es sehr ansprechend, ein Buch über das Thema nonverbaler Ausdrucksweisen zu lesen und gleichzeitig zu wissen, dass dieses Buch einer der Besten seines Faches geschrieben hat. Ein interessanter Mix aus wissenschaftlichen Erkenntnissen und eigenen Arbeitsgeschichten hat „Menschen lesen” für mich zu einem wahren Leseerlebnis gemacht. Auch wenn ein Sachbuch dem einen oder anderen nicht so ansprechend erscheint und man sich während des Lesens auch sehr konzentrieren muss, um den Erzählungen von Joe Navarro folgen zu können, kann ich das Buch nur empfehlen. Man eignet sich nicht nur neues theoretisches Wissen an, sondern kann tatsächlich einige vom Agenten beschriebene Phänomene in der Realität, in seinem alltäglichen Leben, beobachten.
Bild: mvgverlag