Nicht weit vom weltoffenen Berlin entfernt sagt ein ganzes Land der LGTBQIA+*-Community offen den Kampf an.
Mit dem Auto braucht man knapp dreieinhalb Stunden bis nach Września in Polen. Und doch kommt man in eine ganz andere Welt.
Września ist eine der sechs polnischen Städte, die in den letzten Wochen keine finanzielle Unterstützung aus EU-Töpfen bewilligt bekommen hat. Der Grund? Sie ist eine von Polens „LGBTQIA+*-freien Zonen“.
Die LGBTQIA+*- Gemeinschaft bezeichnet Menschen, die als lesbisch, schwul, bisexuell Transgender, queer, intersexuell, asexuell oder anders non-binär identifizieren. In den letzten Jahren finden LGBTIA+*-Menschen immer mehr Akzeptanz in den meisten Orten der Welt. So wurde in Deutschland im Jahr 1969 Homosexualität entkriminalisiert und 2017 die gleichgeschlechtliche Ehe ermöglicht.
Koordinierter Hass
Anders sieht es in Polen aus, nur wenige Kilometer von Berlin entfernt. Seit April 2019 bilden sich dort „von LGBTIA+*-Menschen befreite“ Zonen. Diese Zonen, obwohl sie nur symbolisch sind, nehmen nun schon ein Drittel Polens ein, was ungefähr die Größe von Ungarn ist. Mehr als 50 Gemeinden deklarieren sich momentan als frei von LGBTIA+*- Menschen und rechtfertigen ihre Meinung damit, dass LGBTIA+* Teil einer Ideologie sei, die den Missbrauch von Kindern fördere.
Im Juni 2020 unterzeichnete der polnische Präsident eine sogenannte Familienkarte mit der Zielsetzung, „traditionelle Familienwerte zu schützen“. In den vergangenen Jahren entwickelte sich in Polen wie auch Ungarn eine zunehmend politisch gesehen rechtsorientierte und konservative Regierung. Das Land hat schon seit mehreren Jahren ein Problem mit zunehmenden Hassverbrechen gegen über Immigrantinnen, Feministinnen und LGBTIA+*- Menschen. So wurde in Polen etwa 2011 eine Regenbogen-Statue verbrannt, die für Diversität und Akzeptanz stand.
Doch unterstützt Polen nicht nur Gesetze gegen LGBTIA+*- Menschen, sondern auch gegen Frauen. So kündigte die polnische Regierung neulich an, dass sie aus einem EU-Vertrag austreten möchte, der Gewalt gegen Frauen verhindern soll. Dadurch würden Frauen nicht mehr gesetzlich vor häuslicher Gewalt geschützt. Außerdem sollen Abtreibungen und Scheidungen verboten werden.
Jetzt aktiv werden
Die Frage ist, was kann man machen in einer Welt, in der so viel passiert und in der die meisten Entscheidungen von wenigen Menschen getroffen werden? In manchen Fällen können Petitionen etwas in Bewegung setzen, weshalb es wichtig ist, diese zu unterschreiben. Außerdem hilft es, stets im Bilde zu sein, was passiert. Denn obwohl man sich vielleicht nicht für Politik „interessiert“ und nichts darüber wissen möchte, passieren immer noch schlimme Dinge, gegen die Ignoranz nicht hilft.
Zuletzt sollte man lernen, im Alltag gegen Homophobie und Queeren-Feindlichkeit vorzugehen. Wenn jemand etwas Homophobes sagt, sollte man diese Person korrigieren. Denn sie muss lernen, sich in Zukunft toleranter auszudrücken. Obwohl sehr viel Ungerechtigkeit in unserer Welt passiert, ist es wichtig, nicht aufzugeben, und am Ball zu bleiben.