Kniff­li­ge Fra­gen und viel Spaß am Job: Herr Rös­ler im Lehrer*inneninterview der Herderzeitung.

Wir alle ken­nen das. Man hat mit einem*einer Lehrer*in Unter­richt und fragt sich, was wohl sein*ihr Hass­fach war oder war­um er*sie Lehrer*in gewor­den ist. Dafür gibt es das Lehrer*inneninterview. Dies­mal haben wir mit Herrn Rös­ler gespro­chen. Er ist Klas­sen­lei­ter der 10bs und unter­rich­tet die Fächer Deutsch und Musik. 

Warum sind Sie Lehrer geworden? 

Ich könn­te jetzt ant­wor­ten, damit ich am Vor­mit­tag recht und am Nach­mit­tag frei habe. Zur DDR-Zeit war es so, dass in der 8. bzw. 10. Klas­se ent­schie­den wur­de, wer auf das Gym­na­si­um wech­seln und Abitur machen durf­te. Die­se Ent­schei­dung hing auch davon ab, ob der eige­ne Berufs­wunsch in der sozia­lis­ti­schen Plan­wirt­schaft gebraucht wur­de. Und von dem, was gebraucht wur­de, inter­es­sier­te mich der Beruf eines Geschichts­leh­rers am meis­ten. Ich gab also die­sen Berufs­wunsch an und durf­te zusam­men mit einer Mit­schü­le­rin als ein­zi­ger auf das Gym­na­si­um wech­seln. Das Inter­es­se für Geschich­te ist spä­ter zwar in den Hin­ter­grund getre­ten, aber der Wunsch, Leh­rer zu wer­den, ist geblieben.

Ich könn­te jetzt ant­wor­ten, damit ich am Vor­mit­tag recht und am Nach­mit­tag frei habe.

Herr Rös­ler

Wie lange unterrichten Sie schon?

Das ers­te Mal vor einer Klas­se gestan­den habe ich bereits wäh­rend des Stu­di­ums in Greifs­wald in den ver­pflich­ten­den Prak­ti­ka. Dort wur­den wir unter Auf­sicht einer erfah­re­nen Lehr­kraft auf die Schüler*innen los­ge­las­sen bzw. sie auf uns, das hängt von der Per­spek­ti­ve ab. Wäh­rend mei­nes Refe­ren­da­ri­ats ab 1995 durf­te ich dann regel­mä­ßig vor einer Klas­se ste­hen. Und mei­ne ers­te Stel­le hat­te ich ab August 1999 an der Real­schu­le Schwanebeck.

Was mögen Sie an ihrem Beruf am liebsten? 

Ich mag ver­schie­de­ne Din­ge. Zum einen darf ich mich mit Kunst, Musik, Lite­ra­tur, Geschich­te, Mathe­ma­tik, Phy­sik, Bio­lo­gie, Reli­gi­on, Ethik und vie­lem mehr beschäf­ti­gen und wer­de auch noch dafür bezahlt. Denn alle die­se Berei­che haben etwas mit mei­ner Fächer­kom­bi­na­ti­on zu tun. Wer die Ver­bin­dung nicht sieht, dem erklä­re ich sie gern. 

Zum ande­ren habe ich gera­de wäh­rend der durch Coro­na beding­ten Schul­schlie­ßung und dem saLzH bemerkt, dass ich – mal abge­se­hen von Unter­richts­vor­be­rei­tun­gen und Nach­be­rei­tun­gen sowie Kor­rek­tur­zei­ten – mög­lichst wenig Zeit am Schreib­tisch ver­brin­gen möch­te, son­dern viel lie­ber mit rea­len Men­schen zu tun habe.

Wenn Sie sich entscheiden müssten: Musik oder Deutsch?

Ganz klar Musik, wobei ich hin­zu­fü­gen muss, dass ich an der Kom­bi­na­ti­on Musik und Deutsch unschul­dig bin. An mei­ner Uni­ver­si­tät muss­te ich eine Auf­nah­me­prü­fung für das Fach Musik absol­vie­ren, um ange­nom­men zu wer­den. Das zwei­te Fach konn­te ich mir jedoch nicht aus­su­chen, es gab nur die Kom­bi­na­ti­on Musik und Deutsch. Das soll aber nicht hei­ßen, dass ich damit unglück­lich bin. Spra­che und Lite­ra­tur sind sehr inter­es­san­te Fachgebiete.

Welches Fach mochten Sie in ihrer Schulzeit am wenigsten? 

Schwer zu sagen, denn jetzt kommt so ein Kli­schee: Mir sind alle Fächer leicht­ge­fal­len. Inter­es­se und Spaß hin­gen von mei­nen per­sön­li­chen Inter­es­sen ab, so habe ich gern Sport und Musik gemacht. Oder aber von der unter­rich­ten­den Lehr­kraft. So moch­te ich z.B. Rus­sisch, weil mei­ne Leh­re­rin mir immer ein freund­li­ches
молоде́ц
(rus. Pracht­kerl) zuge­ru­fen hat.

Haben Sie Vorbilder? Wenn ja, welche? 

Es gibt zumin­dest nie­man­den, von dem ich sagen könn­te, ich möch­te genau wie die­se Per­son sein. Das wäre ja so, als wür­de ein Mars­rie­gel sagen, er möch­te gern ein Balis­to sein. Ein Vor­bild müss­te jemand sein, den ich unein­ge­schränkt bewun­dern kann. Haben aber nicht alle „Licht­ge­stal­ten“ auch ihre Schat­ten­sei­ten, die sie natür­lich nicht öffent­lich zur Schau stel­len? Abge­se­hen davon schaue ich mir natür­lich Din­ge von ande­ren Men­schen ab. Als ich klein war, von mei­nen Eltern und von mei­nem Bru­der. Heu­te viel­leicht von einem Gitar­ris­ten, von einem Kol­le­gen oder einer Kollegin.

Das wäre ja so, als wür­de ein Mars­rie­gel sagen, er möch­te gern ein Balis­to sein.

Herr Rös­ler

Was ist Ihre tägliche Motivation? 

Das ist natür­lich nicht jeden Tag gleich. Es gibt leich­te­re und schwie­ri­ge­re Tage. Aber ins­ge­samt gese­hen, freue ich mich jeden Tag, Men­schen zu tref­fen und über die Chan­ce, etwas Gutes für sie bewir­ken zu kön­nen. Dabei erfin­de ich auch nicht jeden Tag das Rad neu, aber es gibt in jeder Woche Unter­richts­stun­den, für die ich mir etwas Neu­es aus­den­ke oder in denen ich etwas aus­pro­bie­re. Dann bin ich gespannt, ob es funktioniert. 

Würden Sie sich eher als Optimist oder Pessimist bezeichnen? 

Ich bin Berufs­op­ti­mist. Ich muss dar­an glau­ben, dass Men­schen sich posi­tiv ent­wi­ckeln, woher soll­te ich sonst mor­gens mei­ne Moti­va­ti­on neh­men, um auf­zu­ste­hen. Natür­lich gibt es manch­mal Pro­ble­me, aber man muss aus­dau­ern­der sein als die Schwie­rig­keit und dann gibt man sie irgend­wann auf.

Wollten Sie von Anfang an Lehrer werden oder hatten sie auch andere Berufswünsche? 

Ich ver­mu­te, dass ich als Kind die klas­si­sche Abfol­ge der Berufs­wün­sche durch­ge­macht habe, also Feu­er­wehr­mann, Bag­ger­fah­rer usw. Ich kann mich aber erin­nern, dass ich eine Zeit lang Töp­fer wer­den wollte. 

Trotz­dem gibt es eine Anek­do­te zu mei­nem Berufs­ein­stieg. Ich habe nach mei­nem Refe­ren­da­ri­at meh­re­re Jah­re als frei­schaf­fen­der Musi­ker gear­bei­tet, aber nach unse­rem drit­ten Kind sag­te mei­ne Frau: „Es wird Zeit, dass du zum Unter­halt der Fami­lie bei­trägst“, was etwas über die dama­li­ge Bezah­lung frei­schaf­fen­der Musi­ker aus­sagt. Ich freue mich, dass ich eine Zeit lang mein Hob­by zu mei­nem Beruf mach­ten konn­te. Ich habe aber noch nie bereut, mich dann wie­der für den Beruf des Leh­rers ent­schie­den zu haben, um jun­ge Men­schen eini­ge Jah­re in ihrer Ent­wick­lung zu beglei­ten und zu unterstützen.

Reisen Sie gern? 

Ja, zumin­dest habe ich mit mei­ner Fami­lie in den letz­ten Jah­ren vie­le euro­päi­sche Län­der besucht. Die Aus­wir­kun­gen des Rei­sens auf unser Kli­ma machen mir jedoch Sor­gen, sodass mir die Freu­de inzwi­schen etwas genom­men ist.

Was ist Ihr Lieblingswitz? 

Ich höre mir gern Wit­ze an, kann sie mir aber nicht mer­ken und sie noch weni­ger wei­ter­erzäh­len. Ich bin der schlech­tes­te Wit­ze­er­zäh­ler, den ich kenne.

Haben Sie Haustiere? Wenn nein, hätten Sie gerne welche? 

Wir haben zu Hau­se ein Aqua­ri­um, das sich unser Sohn gewünscht hat. Die ers­ten zwei Jah­re hat er sich auch dar­um geküm­mert, aber schlei­chend wur­den sei­ne Auf­ga­ben dann unse­re, z.B. das Füt­tern und der Was­ser­wech­sel. Aus die­sem Grund habe ich dann alle wei­te­ren Wün­sche der Kin­der nach einer Kat­ze oder einem Hund abge­lehnt, denn ich habe kei­ne Lust, jeden Mor­gen einen Mini­zoo zu ver­sor­gen. Die vor­han­de­nen Fische rei­chen voll­kom­men aus und ihnen beim Schwim­men zuzu­se­hen hat etwas Meditatives.

Womit beschäftigen Sie sich am liebsten in Ihrer Freizeit?

In mei­ner Frei­zeit sin­ge bzw. spie­le ich in einem klei­nen Chor und in einer Jazz­band, mache Sport, gehe schwim­men. Die Feri­en nut­ze ich gern zum Wan­dern, Ski fah­ren und Tauchen.

Wollen Sie jemanden grüßen?

Ich möch­te mei­ne Klas­se, die 10bs, und mein Kol­le­gi­um grüßen.

Wir bedan­ken uns herz­lich bei Herrn Rös­ler für das Interview!

In der vor­letz­ten Aus­ga­be führ­te unse­re Redak­teu­rin San­dy ein Lehrer*inneninterview mit Frau Ulrichs.

Bild: Fred Rös­ler (pri­vat)
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