Beirut bebt: ein riesiger Explosionspilz, surrealistische Bilder und Videos. Ein Bericht über die Hintergründe.
Am Abend des 4. August ist in einer Lagerhalle im Hafen der libanesischen Hauptstadt Beirut ein Feuer ausgebrochen. In Folge einer Serie kleinerer Explosionen endete die Katastrophe in einer Detonation, die Medienberichten zufolge die Hälfte der ganzen Stadt verwüstete. Der Gouverneur von Beirut, Marwan Abboud, vergleicht die Explosion mit Atombombenangriffen auf Hiroshima und Nagasaki.
Zahlreiche Videos im Netz dokumentieren, was geschehen ist. Nach offiziellen Angaben geht man bislang von mehr als 100 Toten und mehr als 4000 verletzten Menschen aus. Wie viele Menschen sich noch unter den Trümmern befinden, ist unbekannt. Die Schäden werden auf drei bis fünf Milliarden US-Dollar geschätzt. Die Stadt ist zum Katastrophengebiet erklärt worden. Die Lage ist ernst, da die Krankenhäuser überfüllt sind und es zu wenige Notdienste gibt, die helfen können.
Hochexplosive Chemikalie seit 2014 ungesichert gelagert
Nach den Angaben vom libanesischen Ministerpräsident Hasan Diab waren die Ursache für die Explosion rund 2.750 Tonnen Ammoniumnitrat, die ungesichert gelagert wurden. Dabei handelt es sich um ein Salz, das in der Landwirtschaft zur Herstellung von Düngemitteln und im Bauwesen als Sprengstoff verwendet wird.
Eine enorme Menge davon sollte nun von Georgien nach Mosambik transportiert werden, aber das sich in russischem Besitz befindende Schiff wurde 2014 in Beirut festgehalten. Wegen grober Verstöße gegen die geltenden Betriebsvorschriften verblieb es bis heute in der libanesischen Hauptstadt. Laut dem libanesischen Fernsehsender Al-Mayadeen wurde das Ammoniumnitrat die ganze Zeit in einem Lagerhaus zur Verarbeitung oder Vernichtung gelagert. Der wahrscheinlichste Grund für die Entzündung von Ammoniumnitrat waren Reparaturarbeiten am Lagerhaus.
Internationale Reaktionen
Viele Menschen weltweit haben in sozialen Netzwerken wie Instagram und Facebook mit Sprüchen wie „Pray for Libanon” ihr Mitgefühl und ihre Solidarität mit den Menschen vor Ort ausdrücken.
Auf Bitte der libanesischen Regierung um ärztliche und materielle Hilfe, hat die Bundesregierung innerhalb kürzester Zeit 50 Hilfskräfte des Technischen Hilfswerks (THW) nach Beirut geschickt.
Viele von uns befinden sich gerade in einer privilegierten Lage, während der Libanon mit einer riesigen Katastrophe konfrontiert ist. Doch auch wir können unseren Beitrag leisten. Eine riesige Crowdfunding-Kampagne auf der Seite „Just Giving“ sammelt Spenden für Betroffene. Ein weiterer Ansatz ist die App „Lebanese Red Cross“, die ebenfalls Spenden ermöglicht. Das Libanesische Rote Kreuz als Initiator leistet medizinische und soziale Notdienste und unterstützt tatkräftig beim Katastrophenmanagement.