Ein Tweet wird der Bestsellerautorin Rowling zum Verhängnis. Die Fans toben.
Seit der Veröffentlichung im Jahr 1997 erfreut sich die Buchreihe „Harry Potter“ einer großen Beliebtheit. Mit den Verfilmungen, Spin-offs, Parodien und einer der vielfältigsten Fangemeinschaften weltweit hat „Harry Potter“ einen immensen, popkulturellen Einfluss im 21. Jahrhundert. Das erkennt man allein schon daran, dass jede*r sich unter Fragen wie „Welches ist dein Hogwarts-Haus?” etwas vorstellen kann. Es gibt fast niemanden, der*die noch gar nichts von Harry Potter gehört hat.
Rowlings Ansehen
Joanne K. Rowling, die Erfinderin dieses Zauber-Universums und die Autorin der zahlreichen Bücher, stand bisher natürlich durch ihre Werke, aber auch durch den Einsatz für Frauenrechte und das Spenden eines Teils ihres Vermögens in der Öffentlichkeit. Zwar geriet sie mit der Zeit immer Mal wieder in Kritik für ihre nachträglichen Ergänzungen am Buch via Twitter, doch gab es nicht sonderlich viel gegen sie gerichtete Kritik.
Ein Tweet, der alles veränderte
Dieses Erscheinungsbild änderte sich abrupt mit einem Tweet am 6. Juni dieses Jahres. Dabei ging sie auf einen Artikel ein, in dem die Beschreibung „people who menstruate“ (menstruierende Menschen) anstelle von „Frau“ genutzt wurde. Rowling kritisierte diese Umschreibung und schrieb: „Ich bin mir sicher, es gab früher ein Wort für diese Menschen. Kann mir jemand helfen?“ Darauf folgen Wörter, welche der Schreibweise des Worts Frau ähneln. Nach diesem Tweet hagelte es an Kritik.
Transphobie
Die Umschreibung „menstruierende Menschen“ inkludiert auch all die Leute, welche keine Frauen sind und trotzdem monatliche Menstruationen erfahren. Also zum Beispiel Trans*männer oder nicht-binäre Menschen, solche Personen, die sich nicht zu dem binären Geschlechtersystem zugehörig fühlen. Demzufolge übte Rowling keine Kritik an der Paraphrase an sich, sondern äußerte sich versteckt transphob. Diesen Standpunkt untermauerte sie auch nochmal deutlicher am selben Tag in weiteren Tweets. Dabei vertrat sie die Meinung, dass Trans*menschen dafür sorgen würden, dass das Konzept des physischen Geschlechts zerstört wird. Dadurch existiere keine gleichgeschlechtliche Liebe und Frauen würden entwertet. Jedoch belässt die Autorin dabei bestimmte Aspekte außer Acht und ruiniert somit ihre Argumentation.
„Gender“ ist nicht gleich „Sex“
Im englischsprachigen Raum gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen dem physischen Geschlecht, welches „sex“ genannt wird und dem geistigen Geschlecht, bezeichnet als „gender“.
„Sex“ ist dabei alles, was man an Geschlechtsmerkmalen erkennen und was sich in den Chromosomen widerspiegelt. „Gender“ ist die Bezeichnung dafür, wie sich eine Person fühlt. Bei Trans*menschen unterscheidet sich das „sex“ vom „gender“. Viele versuchen, das Äußere dem Inneren anzupassen, um sich wohler zu fühlen. Dabei würde jedoch die Grundlage des „sex“ nicht zerstört, wie Rowling behauptet.
Erklärungsversuche
Trotz vieler Erklärungsversuche beharrt Rowling weiterhin auf ihren Thesen und veröffentlichte später einen rund 3000 Wörter langen Aufsatz über Trans*menschen und warum sie transphob sei. Dieser beinhaltet zum einen Vermutungen darüber, dass es aktuell im Trend sei, sich als Trans* zu identifizieren. Außerdem erklärt sie, dass wenn sie später geboren wäre, sich vielleicht selbst als Trans* identifiziert hätte, um ein besseres Leben als Mann führen zu können. Ferner hält sie Trans*frauen nicht für richtige Frauen und ist der Überzeugung, dass die meisten eigentlich Männer seien und sich so ausgäben, um Frauen in Umkleidekabinen oder auf Toiletten belästigen.
Geschlechtsdysphorie
Diese Erklärungen sind äußerst unwissenschaftlich. Denn es ist nachgewiesen, dass bei Trans*menschen ein Gefühl mit dem Namen Geschlechtsdysphorie auftritt. Somit stellt Transsein keinesfalls eine Entscheidung dar. Dieses Gefühl kann beschrieben werden als der Zustand, wenn „sex“ und „gender“ nicht übereinstimmen und geht oft mit Depressionen, Angst- und Essstörungen sowie Panikattacken einher. Dabei kann Geschlechtsdysphorie durch die verschiedensten Dinge wie das Nutzen der falschen Pronomen oder das Tragen der falschen Kleidung ausgelöst werden.
Eine Buchreihe ohne Autor*in
Nach diesem Skandal hat sich ein großer Teil der Fangemeinschaft gegen Rowling gewendet. Um trotzdem noch „Harry Potter“-Fan bleiben zu können, verschweigen viele Fans infolge ihrer Aktionen, dass die Buchreihe eine Autorin besitzt oder setzen eine beliebige fiktive oder reale Person anstelle von Rowling ein, darunter etwa verschiedene Charaktere aus dem Buch. Manche gehen überdies soweit, dass sie Rowlings Namen in ihren eigenen Kopien überkleben oder übermalen. Andere boykottieren gezielt offizielle Fanartikel, damit eine weitere finanzielle Unterstützung Rowlings ausbleibt.