Eine Schwärmerei über die Welt Corona. Eine Realsatire über Schule, Freizeit und die nicht endende Langeweile.
Hurra, es sind endlich Ferien! Toll, jetzt kann ich meinen ganzen Hobbys nachgehen: Meine Großeltern besuchen, wildfremden Menschen ins Gesicht husten, meinen Jahresvorrat an Toilettenpapier und Nudeln aufstocken und nach Italien in den Urlaub fahren. Da warte ich schon seit Wochen drauf.
Ach nein, stimmt! Es gibt da so ein Virus, mit dem man sich relativ leicht unbemerkt ansteckt und das Menschen unter Umständen sogar sterben lässt. Wie konnte ich das nur vergessen!? Die Nachrichtensender sollten definitiv intensiver darüber informieren, sonst ist mir gar nicht bewusst, dass gerade gefühlt die Welt untergeht.
Rote Zahlen
SARS-CoV‑2, im Volksmund auch Coronavirus, hat es geschafft, mal eben die gesamte Wirtschaft lahmzulegen. Das, was Donald Trump seit Jahren erfolglos mit seinen Zöllen versucht. Und dann kommt plötzlich so ein mit dem bloßen Auge nicht sichtbares Geschöpf um die Ecke und regelt das mal eben. Das Coronavirus ist nicht mal ein Lebewesen und außerdem hat es keine beknackte, orangene Föhnfrisur.
„Das Coronavirus hat die Wirtschaft lahmzulegen. Das, was Donald Trump erfolglos versucht.“
Amelie, Autorin bei der Herderzeitung
Corona schickt uns in die Zwangsferien
Es reicht ja auch nicht, dass jetzt alles das ausfällt, was das nächste halbe Jahr Spaß gemacht hätte. Nein, jetzt dürfen wir nicht einmal mehr zur Schule. Vor einem Monat hätte ich über diese Aussage noch gelacht. Es lag in aller Munde: „Coronaferien“, das Must-have des Frühlings. Mittlerweile sind das wohl eher Handcremen und eine Beschäftigung, für die es keinen Kontakt mit Freunden oder anderen Menschen bedarf.
Kurz nach dem Beginn des Shutdowns stellte sich heraus, dass Homeoffice kein Stück besser als normale Schule ist. Die Aufgabenmenge mag ganz okay sein, die Bewältigung ist aber eine ganz andere Sache. Wieso wird denn auch erwartet, dass ich in der Lage bin, mir meine Zeit einzuteilen? Es ist schon eine Leistung, die Dateien überhaupt herunterzuladen, laut denjenigen Mitschüler*innen zumindest, bei denen Pydio seit Tagen nur buggt. Wer hätte auch ahnen können, dass unser Netz ein wenig überlastet ist, wenn plötzlich alle über das Internet auf die Schulserver zugreifen? Deutschland ist doch für seine fantastischen Internetleitungen und den perfekt geregelten Breitbandausbau bekannt.
Genauso gut finde ich, wie viele Personen, die keine Ahnung vom Schulwesen haben, betonen, dass das dann auch langfristig als Alternative in Betracht gezogen werden könne. Ich habe persönlich keine Person getroffen, die meinte, sie komme mit dem Lernen im Homeoffice viel besser klar und hoffe, dass das noch lange so bleibt. Nein, alle die ich kenne, hassen es. Das alles funktioniert nur deshalb halbwegs, weil es funktionieren muss.
Die zermürbende Langeweile
Außerdem ist es sterbenslangweilig. Sowohl die Aufgaben zu erledigen, als auch seine freie Zeit abzusitzen. Wer hat schon Hobbys, die man alleine drinnen macht. Ich glaube, die Mehrheit beschäftigt sich gerade damit zu essen und zu schlafen. Einige verplempern ihre Zeit auch auf den sozialen Netzwerken.
Ganz ehrlich, ich möchte mal wieder meine Klasse und sogar die Lehrer*innen sehen. Soziale Kontakte sind nämlich nur so lange blöd, wie man sie gezwungenermaßen jeden Tag hat. Zurzeit verbringe ich jeden Tag ausschließlich mit meinen Eltern und es nervt. Ich will doch einfach nur meine vier besten Freund*innen wiedersehen und einen normalen Alltag haben. Ist das denn so schwer?
Zeit wie Sand am Meer
Das schlimmste ist aber, dass man in den Ferien noch weniger zu tun hat. Jetzt hat man nicht einmal mehr die Schulaufgaben als Zeitvertreib. Wobei ein Großteil wahrscheinlich dank fantastischem Zeitmanagement in den Ferien genauso viele Aufgaben hat wie in der Schulzeit. Es gibt aber auch keine sinnvolleren Beschäftigungen.
An sich könnte ich natürlich mal wieder mein Zimmer aufräumen, die Fenster putzen, etwas zeichnen, ausmisten, kochen lernen, Ukulele spielen, meine Großeltern anrufen, eine Geschichte schreiben, ein Buch lesen oder mir die Haare schneiden. Abgesehen davon habe ich wirklich gar nichts zu tun. Diese Langeweile ist schrecklich. Ich freue mich wirklich auf die Zeit nach der Corona-Krise, wenn alle Arbeiten und Tests nachgeholt werden, die jetzt ausfallen.