Auch „Fridays for Future“ bleibt nicht vom Corona-Einfluss verschont – lässt sich davon aber nicht aus der Ruhe bringen. Die Bewegung hat eben angekündigt, die Klimaschutz-Bildung mit einem neuen Projekt übernehmen zu wollen – weil die Schulen es nicht schaffen.
Seit nun knapp mehr als einem Jahr ist die Bewegung „Fridays for Future“ auch in Berlin angekommen. Erstmals am 25. Januar vergangenen Jahres versammelten sich rund 5.000 junge Menschen auf einer Demonstration nahe der Invalidenstraße. Während die einen sagen, dass das Coronavirus positiven Einfluss auf das Weltklima hat, sieht die Bewegung das eher kritisch. Gegenüber heute.de sagt die Mitbegründerin der Initiative, Luisa Neubauer, dass es nicht angebracht sei, „Krisen gegeneinander auszuspielen oder füreinander zu instrumentalisieren“. Auch Bloomberg warnt, die Wirksamkeit erneuerbarer Energieträger ginge momentan infolge von COVID-19 massiv zurück.
An SARS-CoV‑2 kommt auch junger Aktivismus nicht vorbei
Auch die „Fridays for Future“-Bewegung bleibt nicht vom Einfluss des Erregers verschont. So hat die Berliner Sektion am vergangenen Donnerstag kurzfristig den Streik für den Folgetag abgesagt, um die Ansteckungsgefahr auf Massenveranstaltungen einzudämmen. Die Bewegung teilt auf ihrer Webseite mit, dass sie als Veranstalterin von Großdemonstrationen diese Tage große Verantwortung für die Gesellschaft trüge – und sich dieser auch bewusst sei. Mittlerweile sind weitere Streiks schon rechtlich gar nicht mehr möglich, denn die Verordnung zur Eindämmung des Coronavirus (SARS-CoV-2-EindmaßnV) verbietet hier in Berlin vorerst bis zum 19. April alle Veranstaltungen mit mehr als 50 Teilnehmer*innen. Doch auch davon lässt sich die Deutsche „Fridays for Future“-Bewegung nicht aus der Ruhe bringen. Schon nach kurzer Zeit rief sie dazu auf, doch stattdessen auf das Internet umzusteigen und über soziale Netzwerke Druck auf die Politik auszuüben. Unter dem Hashtag #NetzstreikFürsKlima haben bis dato etwas mehr als 1500 Menschen ein Foto von sich und ihren Streikschildern in der eigenen Wohnung auf Instagram veröffentlicht.
Weil die Schulen es nicht schaffen – FFF möchte die Bildung übernehmen
Während keine Streiks stattfinden können, steckt „Fridays for Future“ Bestrebungen in andere Projekte. In diesem Sinne solidarisierte sich die Bewegung neulich mit der Initiative „gegen das virus“, deren Webseite Aushänge generiert, die die lokale Nachbarschaftshilfe und Unterstützung von Risikogruppen fördern sollen.
Zugleich hat „Fridays for Future“ soeben angekündigt, künftig Livestreams zu organisieren, um die Bildung hinsichtlich der Thematik Klimaschutz weiterhin zu gewährleisten. Denn der Initiative zufolge versagen „Schulen auf ganzer Linie darin, ausreichend über die Klimakrise und die Lösungen zu unterrichten“, obgleich das Thema im Rahmenlehrplan für den Geographieunterricht in der neunten Klasse fest verankert ist. Auch reagiere die Bewegung auf die gezielten Falschinformationen von Klimawandelleugner*innen.
„Obwohl wir seit Monaten auf unseren Streiks über die Klimakrise sprechen, versagen die Schulen immer noch, angemessen über die Klimakrise, ihre Ursachen und Lösungsansätze aufzuklären. Mit unserem Projekt #WirBildenZukunft nehmen wir diese Bildung jetzt selbst in die Hand. Wir werden die Klimakrise damit auch in den kommenden Wochen nicht aus den Augen verlieren!“
Jördis Thümmler, „Fridays for Future”-Aktivistin aus Freiberg
Gespräche und Vorlesungen mit und zwischen Klimaexpert*innen werden zu zahlreichen Themen in den kommenden Tagen auf der Webseite von „Fridays for Future“ veröffentlicht und als Livestream über YouTube publiziert. Noch heute wird Maja Göpel, eine Nachhaltigkeitswissenschaftlerinnen, mit der Bedeutung und Signifikanz von Klimazielen einsteigen, gefolgt von Heffa Schücking, einer Campaignerin bei urgewald, die über die Kommerzialisierung in der Kohleindustrie und Divestment informieren wird. Nach weiteren Themen aus den Reihen Energiewende, Lösungsansätze, Fake News, Aktivismus und Journalismus, nachhaltige Landwirtschaft und ÖPNV wird das bisher geplante Programm durch ein Gespräch mit Greta Thunberg am Freitag um 14 Uhr krönend zu Ende gebracht.
Klimakiller Streaming
Kein Wort verliert „Fridays for Future“ allerdings derzeit darüber, dass das Streamen von Inhalten jedes Jahr riesige Mengen an CO2 freisetzt. Der französischen Organisation „The Shift Project“ zufolge waren das allein im Jahr 2018 rund 300 Millionen Tonnen. Auch die Livestreams von „Fridays for Future“ werden dazu beitragen. Sobald die Initiative auf unsere Anfrage diesbezüglich reagiert hat, werden wir diesen Artikel entsprechend aktualisieren.
Dieser Artikel ist zuvor bei Spreewild erschienen.
Foto: Leonhard Lenz