„Auch mal ziehen?“ Nach diesem Satz kann alles vorbei sein.
„Auch mal ziehen?“ Warum denn nicht? Was wäre schon dabei, wenn er jetzt mal an dem Joint ziehen würde? Nur einmal, so zum Ausprobieren. Würde schon nichts passieren.
Und aus einmal probieren wird zweimal, dreimal, viermal. Aber es ist ja nicht so schlimm. Immer und immer wieder erzählt er sich das, so lange, bis sein Alltag daraus besteht, sich seinen Stoff zu besorgen, weil er ohne nicht mehr kann. Sich nicht mehr konzentrieren kann. Sein Leistung fällt ab, seine sozialen Kontakte gehen zurück, alltägliche Dinge fallen zunehmend schwerer und das, obwohl er es doch nur mal ausprobieren wollte.
Cannabis ist oft nur der Anfang
In der Drogenszene bekannt als Gras, Haschisch, Marihuana, Kiff, Kraut und mehr. Cannabis zählt zu den am häufigsten von Jugendlichen konsumierten Drogen. Grund dafür könnte sein, dass es leicht zu beschaffen ist. Einfach in den Görlitzer Park oder zur Warschauer Brücke gehen oder direkt auf der Straße an anderen bekannten Plätzen kaufen. Manche Dealer geben sogar Proben mit ihren Nummern raus und natürlich wird auch das Internet im digitalen Zeitalter nicht verschont. Auf dem Schwarzmarkt gibt es alles was das Herz, oder eher gesagt der Kopf, begehrt.
Doch das Ganze ist ein Spiel mit dem Feuer, denn woher soll der Käufer wissen, ob der Verkäufer keinen Stoff verkauft, der gesteckt ist? Bei gestrecktem Stoff kann es nämlich zu unbekannten, unvorhersehbaren Nebenwirkungen kommen, wie zum Beispiel einer Überdosis bei Heroin.
Eine unterschätzte Gefahr
Ein weiter Grund für Cannabis neben der Verfügbarkeit ist, dass es als Droge mit wenigen Auswirkungen gilt. Eine Verharmlosung. Der regelmäßige Konsum von Cannabis, das häufig in Joints geraucht wird, kann zu einer seelischen Abhängigkeit führen. Das heißt, der*die Abhängige hat ein unbezwingbares Verlangen nach dem Suchtmittel und investiert viel Geld und Zeit in die Beschaffung dieser Droge. Bei der seelischen Abhängigkeit können sich unangenehme Gefühle verstärken und so eine Depression oder Paranoia begünstigen.
Cannabis kann bei dauerhaftem Konsum auch zu einer körperlichen Abhängigkeit führen. Eine Abhängigkeit gibt es dann, wenn der Körper sich an das Mittel gewöhnt hat und mit Entzugserscheinungen als Antwort auf Vorenthalt der Droge reagiert. Dazu gehören zum Beispiel Schmerzen, Zittern, Übelkeit, Schweißausbrüche und Schwindel.
Trotzdem liegt das durchschnittliche Einstiegsalter, das heißt der erste Konsum, in Berlin bei nur 14½ Jahren, etwa ein Jahr früher als in anderen Bundesländern. So kommt es, dass von den 18–25 Jährigen die Hälfte schon einmal „gekifft“ hat.
Cannabis ist in Deutschland, anders als zum Beispiel in den Niederlanden, illegal. Daher wird jeder Verstoß gegen das sogenannte Betäubungsmittelgesetzt strafrechtlich verfolgt und bleibt aktenkundig. Zwar kann das Verfahren eingestellt werden, dies hängt jedoch von verschiedenen Faktoren ab, wie zum Beispiel der Menge oder ob es ein öffentliches Interesse an der weiteren Verfolgung gibt. Außerdem werden Jugendamt und Eltern bei Kindern unter 18 Jahren informiert. Mögliche Strafen sind Sozialstunden und, da der Verstoß auch der Straßenverkehrsbehörde mitgeteilt wird, kann es zu einer Verzögerung beim Ablegen des Führerscheins kommen. Es braucht zunächst einen, frei nach Volksmund, „Idiotentest“, der die Verkehrstauglich begutachtet.
Warum zur Droge gegriffen wird
Natürlich gibt es noch andere Drogen, die von Jugendlichen konsumiert werden. Alle vereinen sie die Experimentierfreude, Neugier und Risikobereitschaft. Gruppenzwang spielt auch eine Rolle, das Gefühl zu haben, dazuzugehören oder die Sucht der Eltern färbt ab. Ein Kind, das einen alkoholabhängigen Vater hat, hat ein erhöhtes Risiko, selbst Alkoholiker*in zu werden. In einigen Fällen werden Drogen auch konsumiert, um sich von Problemen in der Schule oder Zuhause abzulenken, Gefühle zu unterdrücken oder hervorzuholen.
Auch nicht jede*r, der einmal oder mehrmals an einem Joint zieht oder an einer Flasche nippt, wird direkt abhängig. Tatsächlich hängt das ziemlich von der Person und Droge ab: was wird konsumiert, in welchem Umfeld, wie oft und in welcher Dosierung. Ganz wichtig ist, nein zu sagen. Das ist keine Schande und zeugt eher von Größe und Stärke. Wenn du etwas nicht nehmen willst, ist das völlig okay!
Die Volksdroge schlechthin
Alkohol ist eine legale Droge, die in unserer Gesellschaft weit verbreitet und akzeptiert ist, obwohl jedes Jahr rund 74.000 Menschen an den Folgen ihres Alkoholkonsums sterben. In Deutschland darf man ab 16 sogenannten weichen Alkohol trinken, darunter fallen Bier, Wein und Sekt. Ab 18 sind dann auch hochprozentige Getränke, wie Wodka, Rum oder Tequila erlaubt. In einer Gastronomie muss es immer ein alkoholfreies Getränk geben, welches nicht teurer als das günstigste Alkoholprodukt sein darf.
Im Alkoholrausch steigt die Risikobereitschaft und Grenzen werden leicht überschritten. Außerdem kommen Stimmungsschwankungen dazu, die zu Traurigkeit, Aggressivität und Gewalttätigkeit führen können. Während des Rausches tut man Dinge, die man nüchtern nicht getan hätte und später eventuell bereut. Frauen sind dabei oft schneller betrunken als Männer, da sie weniger Flüssigkeitsanteil am Körpergewicht haben, der sich mit dem Alkohol vermischen kann. Der Alkohol wird langsamer abgebaut.
Deshalb sollte man Alkohol immer langsam und nicht zu viel oder durcheinander trinken. Besonders Schwangere sollten unter gar keinen Umständen Alkohol trinken. Über die Plazenta gelangt der Alkohol nämlich in den Blutkreislauf des ungeborenen Kindes und greift dort die Organe und Nerven des Kindes an. Daraus können geistige Behinderungen und Entzugserscheinung nach der Geburt resultieren.
Auch bei Heranwachsenden kann Alkohol Spuren hinterlassen. Durch den Alkohol kann das Heranreifen bestimmter Gehirnareale, die für Motivation, impulsives Verhalten oder die Entwicklung einer Abhängigkeit verantwortlich sind, gestört werden.
Die Umgebung raucht mit
Auch beim Rauchen gibt es Folgeschäden. Innerhalb von sieben Sekunden gelangt das Nikotin des Tabaks ins Gehirn und löst dort eine Reihe von Reaktionen aus. Das Aktivierungs- und Belohnungszentrum des Gehirnes wird angeregt, es kommt zu dem Eindruck, Gefühle und Stimmungen beeinflussen zu können.
Die Wirkungszeit von Nikotin liegt bei bis zu einer Stunde. Danach können Entzugserscheinungen hervortreten und es muss erneut geraucht werden. Der Konsum von Tabak kann zu seelischer und körperlicher Abhängigkeit führen – und das sehr schnell.
Neben den Raucher*innen, die sich Krebserkrankungen, Herzinfarkten, Schlaganfällen und chronischer Bronchitis aussetzen, sind auch ihre Mitmenschen gefährdet: Denn das sogenannte Passivrauchen schädigt den*die Nichtraucher*in, der*die die tabakbelastete Luft einatmet. Kinder sind besonders gefährdet und leiden an Erkrankungen der Atemwege, Kopfschmerzen und weiteren Beeinträchtigungen.
Rauchen ist legal, obwohl in einer Zigarette Inhaltsstoffe wie Teer, Kohlenmonoxid, Nikotin, Ammoniak, Methanol, Blei und weitere krebserregende Stoffe enthalten sind. Jedoch ist Rauchen erst mit 18 Jahren gestattet.
Das gleiche gilt für den Konsum an der Shisha. Diese sind genauso gefährlich wie Zigaretten, da sie durch den vom Wasser gekühlten Rauch noch tiefer in die Lunge eindringen.
Genau wie beim Alkohol sollte bei einer Schwangerschaft und auch danach auf das Rauchen verzichtet werden. Bei Missachten dieser Regel, kann es zu Komplikationen in der Schwangerschaft kommen, darunter Früh‑, Fehl- und Totgeburten. Außerdem können Kinder am plötzlichen Kindstod sterben, erkranken häufiger an Atemwegserkrankungen oder Leukämie.
Die Gefahr des Mischkonsums
Die meisten Menschen sterben am Mischkonsum. Damit ist gemeint, dass mehrere Drogen gleichzeitig eingenommen werden. Eine Mischung mit Alkohol zählt dabei zu den gefährlichsten Formen des Mischkonsums.
Mischkonsum ist deshalb so gefährlich, weil die Wechselwirkungen der Drogen nicht abschätzbar sind. Es kann zu Erbrechen, Übelkeit, Angst- und Panikzuständen oder einem Kreislaufkollaps kommen – Mischkonsum ist lebensbedrohlich. Generell gilt jedoch: Es gibt keinen sicheren Weg, Drogen zu konsumieren. Nicht die Mischung macht das Gift.
Holt euch Hilfe!
Seid ihr betroffen, sucht euch bitte Hilfe bei euren Eltern, Geschwistern, Freund*innen oder Lehrer*innen. An unserer Schule ist Frau Dehn die Beauftragte für Suchtprävention, sie kennt sich also perfekt auf diesem Gebiet aus. Oder ihr sucht das Gespräch mit unseren Vertrauenslehrer*innen, Frau Schmieder oder Herrn Jacobs.
Professionelle Hilfe ist wichtig, um den Kampf gegen die Drogen zu gewinnen. Es gibt auch telefonische Hilfen, bei denen man anonym bleiben kann und in jedem Bezirk gibt es eine Anlaufstelle, zum Beispiel das SiBUZ.
Auch hier gilt: Sich Hilfe zu holen ist keine Schande. Dir wird es besser gehen, wenn du dich öffnest. Innerhalb von Berlin gibt es verschiedenste Projekte zur Suchprävention oder zur Hilfe beim Ausstieg, darunter KARUNA, Vista: Realize It!, HaLT oder Be Smart Don’t Start.