Eine Glosse über das Geld und den Fußball. Ein Aufschrei zur Vernunft geht durch die Menge.
„Früher war alles besser”, eine durchaus bekannte und lächerlich scheinende Pauschalisierung von Leuten, die nicht akzeptieren wollen, dass unsere Gesellschaft sich in einem ständigen Wandel befindet. Doch dieser Spruch kam gerade mir vor Augen, als ich vor ein paar Jahren erfuhr, dass die UEFA Champions-League plötzlich nicht mehr im öffentlich-rechtlichen Fernsehen übertragen wird, sondern ab jetzt bei den Streamingdiensten läuft. Gerade ich als Person, die eigentlich zukunftsorientiert denkt und sich über die ständigen Nörgler und „Früher war alles besser“-Denker aufregt, gerade mir fiel und fällt immer noch dieser Spruch ein, wenn es um Fußballentwicklung und Kommerzialisierung geht.
Hinzu kommt, dass ich das eigentlich gar nicht beurteilen kann, ob früher alles besser war; dazu bin ich doch viel zu jung. Aber gerade bei diesem Beispiel sehe ich nicht wirklich ein, warum ich für einen bestimmten Wettbewerb urplötzlich ein monatliches Streaming-Abo abschließen muss, wenn ich ihn mal im normalen Fernsehen anschauen konnte. Wenn alt eingesessene Fußballfans, die jeden Samstag in der Kurve standen, jetzt am Montagabend nach der Arbeit ins Stadion hechten müssen, wenn die Kartenpreise für die Sitzplätze schier explodieren, wenn das Bier „Champagner-Preise” annimmt, dann beginne ich zu verstehen, warum Leute so denken.
„Wenn alt eingesessene Fußballfans, die jeden Samstag in der Kurve standen, jetzt am Montagabend nach der Arbeit ins Stadion hechten müssen, wenn die Kartenpreise für die Sitzplätze schier explodieren, wenn das Bier Champagner-Preise annimmt, dann beginne ich zu verstehen, warum Leute so denken.“
Simon Rösler, unser Autor
Vermarktung am laufenden Band
Die Kommerzialisierung des Fußballs kam nicht von heute auf morgen. Auch früher ging es nicht ohne Geld, aber es war doch ein anderes Gefühl. Man spielte für den Verein, der dort war, wo man herkam. Einige Fans kannte man persönlich, die Spieler hatten doch eine andere Bindung zu dem Verein, konnten sich mit ihm identifizieren. Heute ist das anders. Der Spieler fungiert als Einzelunternehmer und will möglichst viel Profit rausholen, manch einer wechselt seinen Verein wie Unterhosen. Gleichzeitig explodieren die Gehälter. Ob Leistung und Bezahlung noch einen realitätsgetreuen Zusammenhang haben, darüber wird kaum diskutiert.
Viele Fans machen sich bemerkbar, ihnen gefällt diese Entwicklung wohl ganz und gar nicht: die erhöhten Preise für Tickets und Verpflegung, die Vermarktung vom Stadion und Maskottchen sowie von allem, was zu vermarkten ist. Das merke auch ich, wenn ich ins Stadion gehe, aber ich kenne es nicht anders. Ob mich das auch aufregen würde?
„Der Spieler fungiert als Einzelunternehmer und will möglichst viel Profit rausholen, manch einer wechselt seinen Verein wie Unterhosen.“
Simon Rösler, unser Autor
Geld regiert die Welt
Bei anderen Beispielen spüre ich ganz wohl diese Kommerzialisierung, diese ständige Vermarktung. Dass ich die Champions-League nicht mehr im Free-TV sehen kann, das macht mich auf eine Art sauer, weil ich genau weiß, dass es am Geld liegt. Die mediale Vermarktung von Fußball hat in der letzten Dekade so rapide zugenommen, nicht verwunderlich, dass das ZDF diese Summen für die europäische Spitzenklasse, für den Crème-de-la-Crème-Wettbewerb des Kontinents nicht mehr stemmen kann. Bei solchen Wettbewerben frage ich mich ganz offen, ob es überhaupt noch um Fußball geht. Klar schießen Messi, Ronaldo und Co. auf dem Platz ihre Tore, aber zu welchem Preis? Wie weit darf die Profitmaximierung gehen?
Fans schreien auf
Es passiert etwas im Stadion. Nicht auf dem Platz, sondern neben dem Feld dementieren die Fans ein „Weiter so“. Wenn der Fußball in den Hintergrund rückt und das Geld an erster Stelle steht, dann stehen vor allem den kleinen Amateur- aber auch den großen Traditionsvereinen schwierige Zeiten bevor.